Reisebericht aus Malawi – Das "Warme Herz Afrikas"
Beobachtungen – Fakten – Eindrücke
6. Oktober 2024: Nach einer guten Woche in Malawi sind wir, Ulrike, Kathrin und Lothar, nun wohlbehalten zurück in Deutschland, mit vielen intensiven Eindrücken im Gepäck. Vor unserem inneren Auge tanzen die lebhaften Bilder, und in unseren Ohren klingen noch die lebhaften Klänge Malawis nach. Diese Reise ist eine Erfahrung voller unbeschreiblicher Eindrücke – eine wahre Berg- und Talfahrt der Emotionen. Vom Kloß im Hals, der nur schwer herunterzuschlucken ist, bis hin zu Momenten voller lebensbejahender Freude. Vieles war und ist schwer zu verarbeiten, doch immer wieder begleitet uns die Zuversicht, die uns bei der Arbeit für Mary’s Meals antreibt.
Malawi ist reich an natürlicher Schönheit und herzlicher, gastfreundlicher Menschen. Sanfte Hügel, Berge und fruchtbare grüne Täler prägen die malawische Landschaft. Und dennoch: Malawi mit seinen 20 Millionen Einwohnern gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Extreme Armut und Hunger sind allgegenwärtig. Laut Weltbank lebten im Jahr 2023 über 70% der malawischen Bevölkerung in extremer Armut. Die Herausforderungen des Landes haben sich durch den Wirtschaftseinbruch infolge der Corona-Pandemie, extreme Wetterbedingungen sowie die steigenden Preise für Lebensmittel und Treibstoff aufgrund des Ukrainekriegs noch weiter verschärft.
Pünktlich um 5.30 Uhr am Morgen zieht unsere internationale Mary’s Meals Gruppe, bestehend aus Ulrike, Kathrin und Lothar von MMD, Alan und Philip von MMI, Marie von MMUK und Marek, Domenika und Petra von MMCZ, über staubige Pisten im Minivan los, um die Arbeit von Mary’s Meals Malawi besser kennen und verstehen zu lernen. Während der Fahrt sind die Blicke gebannt aus dem Fenster gerichtet. Am Straßenrand türmt sich der Müll, unfertige Wege und halbfertige Häuser bestimmen das Bild. Bäume und Sträucher krallen sich in den kargen Boden. Frauen balancieren große Lasten auf ihren Köpfen. Hupende Autos, geschäftiges Treiben, Männer verkaufen Haushaltsgegenstände, Werkzeuge und Kleidung – oft direkt aus großen Plastiktüten oder improvisierten Ständen. Überall Kinder, aber auch erschreckend viele junge Männer, die untätig am Straßenrand sitzen und die Zeit totschlagen. Ein eigenes Motorrad als Zeichen des Wohlstands. Hier und da auch kleine Essensstände mit gekochten Mahlzeiten, Menschengewusel – so zeigt sich Malawi an den Knotenpunkten.
Es sind Orte, an denen es meist nur wenig zu gewinnen gibt. Rund 80% der Bevölkerung leben von der kleinbäuerlichen Landwirtschaft – ein täglicher Kampf von der Hand in den Mund. Es scheinen vor allem die Frauen zu sein, die in Bewegung sind und den Alltag bewältigen. Mit den Kindern auf dem Rücken im Tragetuch gehen sie unermüdlich ihrer Arbeit nach. Auf den Feldern sieht man sie gebückt bei der harten Arbeit in der Sonne, während sie gleichzeitig ihre Kinder versorgen. Wir werden das Gefühl nicht los, dass es die Frauen sind, die das Rückgrat der Gesellschaft sind, diejenigen, die das Leben voranbringen, auch wenn die Last, die sie tragen, unvorstellbar schwer erscheint.
Sieben Schulen der 1026 Schulen in 23 Distrikten, die Mary’s Meals erhalten, besuchen wir. Neben den klassischen Primary Schools sehen wir auch eine Vorschule, die St. Mary’s Namame Nursery School, eine Schule für Gehörlose, Mountain View Boarding School und die Jacaranda School für Waisenkinder. Unsere Besuchsreihe startet an der Mdeka Primary School. Hier gab Mary’s Meals im Jahr 2003 die ersten Schulmahlzeiten aus. Heute erhalten hier 1700 Kinder um 7 Uhr noch vor Schulbeginn Mary’s Meals. Die Geduld und Disziplin der Kinder, die zu Hunderten für ihre täglichen Mary's Meals anstehen, ist beeindruckend.
Es sind hauptsächlich die Mütter der Kinder, die jeden Schultag den Porridge zubereiten. Sie beginnen ihre Arbeit in den frühen Morgenstunden, damit der Porridge bis 7 Uhr morgens bereit ist. 3 Frauen werden für die Zubereitung eines Topfes benötigt. In Summe arbeiten 9.687 ehrenamtliche Köchinnen für Mary’s Meals in Malawi. Ein großer Topf fasst bis zu 120 Liter fertigen Porridge. Das sind knapp 300 Mahlzeiten pro Topf. In Malawi werden an jedem Schultag in Summe 3.299 Töpfe voll mit Porridge gekocht.
Die Schulen sind sehr schlicht ausgestattet. In den meisten Klassenzimmern fehlen grund-legende Möbel, so dass die Kinder auf dem Boden sitzen müssen. Die Klassenräume sind überfüllt. Wir haben 95 Kinder gezählt, die in einem einzigen Raum untergebracht sind. Trotz der Herausforderungen strahlt der Unterricht eine bemerkenswerte Freude und Motivation aus. Die Lehrer achten darauf, eine Atmosphäre des gegenseitigen Respekts zu schaffen, in der die Schüler ermutigt werden, aktiv am Unterricht teilzunehmen.
Neben den Schulbesuchen haben wir auch die Gelegenheit, Rab Processors Ltd. zu besichtigen. Bei einer Führung erfahren wir, wie das Unternehmen das Porridge-Pulver für Mary’s Meals herstellt, das nach den Standards des World Food Programme (WFP) zubereitet wird. Die Zutaten und ihr Mischungsverhältnis sind wie folgt: 65% Mais, 25% Soja, 10% Zucker sowie Vitamine und Mineralien. Der Mais und das Soja stammen von lokalen Bauern, die Vitamine werden aus Südafrika, Indien und China bezogen, und die Mineralien kommen aus Deutschland.
Auch das Mary’s Meals Büro in Blantyre besuchen wir. Dort dürfen wir nicht nur alle Mitarbeitenden und die Räumlichkeiten kennenlernen, sondern erhalten zudem auch eine faktenbasierte Präsentation zu Management, Logistik, Monitoring und weiteren Themen.
Das Team in Malawi leistet unermüdliches Engagement, damit wir die Arbeit von Mary’s Meals in all ihrer unglaublichen Vielfalt kennenlernen dürfen. Das Programm ist bis zum Rand gefüllt, und jede Begegnung ist eine wertvolle Bereicherung für uns. Keine Mühen werden gescheut, um uns so viel wie möglich zu zeigen. Es sind so viele Menschen, die extra für uns orchestriert werden, um uns die Mission von Mary's Meals näherzubringen. Es ist beeindruckend, was das gesamte Team vor Ort in Malawi leistet. So viele Zahnräder müssen ineinandergreifen, damit diese Maschinerie am Laufen bleibt – und das Team in Malawi sorgt Tag für Tag dafür, dass dies gelingt.
Das Engagement des Teams in Malawi ist nicht nur inspirierend, sondern hinterlässt auch einen bleibenden Eindruck. Die Erinnerungen an diese Erfahrung werden wir mit Dankbarkeit im Herzen bewahren.
Die Reise nach Malawi hat uns nicht nur die Herausforderungen der täglichen Schulspeisung sondern auch die enorme Kraft der Hoffnung und des Engagements gezeigt, die in der Arbeit von Mary's Meals steckt.
Malawi – Das "Warme Herz Afrikas": lassen wir uns inspirieren von der Herzlichkeit und dem Willen, den wir dort erlebt haben, und setzen wir uns weiter engagiert für diese wichtige Mission "Mary's Meals - a simple solution to World Hunger" ein.